Vortrag Osser - Bayer. Wald-Verein Sektion Lam e. V.

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Vortrag Osser 2023
Bericht von Maria Frisch

Vortrag vom 10. Februar 2023 im Gasthaus Stöberl

„Osserschutzhaus ist uns lieb und teuer“
Franz Reuel referierte über dessen Geschichte und die Entstehung der umliegenden Berghütten
Lam. Der Schriftführer der Waldvereins-Sektion Lam, Andreas Roider, hieß am Freitag im proppenvollen Saal des Gasthofes Stöberl zum Vortragsabend mit dem Lamer Sektionsvorsitzenden Franz Reuel willkommen. Thema des Abends war die Geschichte und Zukunft des Osserschutzhauses. Besonders begrüßt wurden die weiteren Mitglieder der Vorstandschaft der Sektion Lam, der  ehemalige Vorsitzende Klaus Butz, der Altbürgermeister von Neukirchen b. Hl. Blut, Sepp Berlinger, Heimatbetreuer Erwin Wierer, Abordnungen der Sektionen Lohberg,  Furth im Wald, Blaibach und Bad Kötzting.
Das originale Protokollbuch in Sütterlinschrift werde gegenwärtig von Josef Rank „übersetzt“. 1885 stand die erste „Bretterbude“ auf Lams Hausberg, die angeblich bis zu 30 Personen Unterschlupf gewährte. Auch hier gab es einen Zuschuss vom Zentralverein, wie sich der Hauptverband damals nannte.
Aus der Chronik gehe hervor, dass sehr viele Ausschusssitzungen abgehalten wurden. Die Hauptarbeit war damals das Anlegen der sogenannten Sektionswege. 1897 hat man beschlossen, die Hütte mit einer Bausumme von 1100 Mark zu vergrößern. Der Schankraum mit Nebenraum habe dem Wirt auch als Schlafstätte gedient. Der erste Pachtvertrag wurde 1898 mit Johann Dengscherz aus Hammern mit 100 Mark Pacht geschlossen. Anscheinend waren die Wirte damals Eigenversorger und hatten ihren gesamten Viehbestand am Berg dabei, wie ein Foto zeigte. Auf einer der ältesten Aufnahmen vom Osser seien sehr gut gekleidete Damen abgebildet. 1907 wurden Schlafräume angebaut, so dass regelmäßige Übernachtungen gewährleistet waren.
„Der Osser war immer ein Grenzberg, auf dem sich die Leute trafen und gerne auch musizierten“, schilderte Franz Reuel. Die Wanderer wurden immer mehr. 1910 ging die erste Telefonleitung auf den Osser. Auch Lambach hatte damals schon einen Telefonanschluss. 1910 gab es einen neuen Pächter und die Sektion erhöhte die Pacht auf 700 Mark. Während des 1. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit. Eine Einlage aus einem Reiseführer von 1912 pries an, dass es am Gipfel – der Schutzhütte – eine einfache Erfrischung gab. Ein gravierender Einschnitt war mit Sicherheit die Trennung der Sektionen Lam und Lohberg. Im Schreiben vom 7. Juni 1923 sei nachzulesen: Die neu gegründete Sektion Lohberg übernahm nunmehr die Instandhaltung und Markierung der Wege innerhalb der Pfarrei Lohberg und damit den Löwenanteil. Daher glaubten die Lohberger Führungskräfte, dass ihnen ein Anteil an den Einnahmen aus der Bewirtschaftung des Osserhutzhauses zustehe.  Der damalige Lamer Vereinsvorsitzende Hermann Willmann stellte klar: Das Osserschutzhaus stehe auf seinem Grund, den er alleinig der Sektion Lam zur Verfügung stellte. „Somit waren alle Gebietsansprüche erledigt“, schilderte Franz Reuel.
1931 wurde erneut für Fremdenzimmer vergrößert und aufgestockt. Die Einweihung nahm Pfarrer Penzkofer 1932 vor.  Während des 2. Weltkriegs ruhte die Gastronomie. Es wurde sogar das Mobilar zu Tal gebracht. Im Mai 1946 konnte der erste Pächter wieder aufziehen. Dr. Glasschröder aus Lam hatte in den Kriegszeiten die Vereinsführung, insbesondere den Schriftverkehr übernommen, Eine Aufnahme zu Zeiten des Eisernen Vorhangs dokumentierte die neuen Verhältnisse. Ein Schnappschuss,  den Konrad Huber organisiert habe, bildete seinen Vater Alois ab.  „Das ist eine Rarität, weil das Gipfelkreuz noch mit Korpus zu sehen ist“, so Reuel. Das Haus Willmann schenkte der Waldvereinssektion Lam 1962 das Ossergebiet mit 5000 Quadratmeter Grund. Seitdem heißt die Schutzhütte offiziell „Willmann-Haus“. Die Ware musste auf beschwerlichem Weg nach oben gebracht werden. In den 1950er Jahren tat dies der „Hoal Sepp“ mit zwei PS. Den Lift gab es noch nicht. Diesen baute erst Sigi Kaml. Den Nachfolger-Lift initiierten Konrad Huber und Klaus Butz. „Das war ein Mammutprojekt, auch für die Waldvereinskasse“, erinnerte sich Franz Reuel. Die Firma Metallbau Liebl in Sommerau kam den Bauherrn sehr entgegen und gab ihre Einwilligung zum Abstottern. Es entstand eine sehr stabile Ausführung.
Die Bergwachthütte war zunächst eine Zollhütte. 1996 hat sie die Bergwacht renoviert und vor ein paar Jahren noch einmal komplett erneuert.  Sigi Kaml war seiner Zeit voraus und ziemlich innovationsfreudig: Er hat in seiner Zeit als Pächter schon ein Windrad  zur Stromgewinnung  auf dem Dach installiert. Das Problem sei die fehlende Stromversorgung.
Wie aus alten Zeitungsartikeln ersichtlich war, reichten die Gelder nie aus. 1977 habe man wieder 36.000 Mark für das Osserschutzhaus aufgewendet. Dass der Instandhaltungsprozess überhaupt realisiert werden konnte, war letztlich einer großzügigen Förderung durch überörtliche Stellen zu verdanken. Die Renovierungsarbeiten konnte man nie bei gutem Wetter durchziehen, weil im Sommer das Geschäft blühte. 2022 hatten die Helfer bis Mitte November Glück. Dann kam der Schnee.  2001 musste der Waldverein trotz einer 50-prozentigen Förderung massiv auf größere Investitionen und Umbaumaßnahmen drauf zahlen. Einen großen Anteil verschlang der Pflanzenklärteich. Sektionsvorsitzender Norbert Lemberger fuhr oft wegen der Zuschüsse nach Regensburg. 2001 schaffte der Verein auch das Blockheizkraftwerk an, das zur Energiegewinnung gebraucht wurde. Der Motor wird mit Gas angetrieben, die Energie dann in Batterien gespeichert. Der Bundesgrenzschutz flog das schwere Teil kostenlos auf den Berg.
Die Osserkapelle wurde 1986 errichtet, weil auch Arber und Rachel eine Kapelle hatten. Norbert Lemberger nahm den Bau in Angriff. 2008 hatte Klaus Bergbauer den Tipp gegeben, sich beim EON-Umweltpreis zu bewerben. Man bekam tatsächlich 10.000 Euro, nach der Einreichung von umfangreichen Bewerbungsunterlagen und tilgte damit ein Darlehen.  Weil die Wasserversorgung nicht mehr ausreichte, kümmerten sich Klaus Butz und Konrad Huber um eine Tiefenbohrung. 2018/19 erstellte die Technikerschule in Waldmünchen ein Energieversorgungskonzept, das allerdings bis dato nicht zu verwirklichen war. Ein gravierender Einschnitt war der Kyrill, der am 18. Januar 2007 über die Berge fegte. Er hatte wahre Schneisen geschlagen. „Wir hatten auch immensen Schaden, vor allem an der Wasserleitung“, so Franz Reuel. Winteraufnahmen zeigten Schneehöhen bis knapp unters Dach. Die Klimaveränderung lasse sich nicht leugnen. Eine Hütte lebt immer von den Pächtern, die sie betreiben. Dank zollte man deshalb Franz und Betty Kaml, die über 20 Jahre auf dem Osser waren. Die Waldvereins-Sektion Lam feierte mit ihnen ihr Jubiläum. Sie war als Schutzhausmutter weit über die Grenzen des Bayerwaldes hinaus bekannt. Sebastian „Wast“ Augustin blieb 19 Jahren auf dem Hausberg.  2019 gingen Georg und Claudia Hatzinger das Wagnis ein.  Corona erschwerte zwei Jahre die Bewirtschaftung.
Heuer sei geplant am Blockheizkraftwerk die Schläuche und auch die elektrischen Leitungen zu erneuern. Die Gemeinde Lam arbeite daran, dass das Schutzhaus eine Stromversorgung erhalte.  Für den Aufzug brauche man eine weitere Verankerung, damit das Lastenseil nicht mehr durchhänge. Diese Absicherung sei ziemlich aufwändig und ziehe Kosten von 2.500 Euro nach sich.
1883 habe man am Zwercheck erstmals einen Aussichtsturm und 1922 eine Blockhütte statuiert. Nach zehn Jahren sei diese abgebrannt. Die Hütte war an arbeitsfreien Tagen in Betrieb. 1932 wurde ein Nachfolgerwerk mit Zentralheizung und Übernachtungsmöglichkeit für 50 Touristen geschaffen,  das ganzjährig bewirtschaftet wurde. Ende des Krieges sprengte man den Prachtbau. 1945 begann ein erneuter Aufbau, der nie ganz vollendet wurde, weil die Hütte ab 1948 im tschechischen Sperrgebiet lag, verwaiste und verfiel. „Alljährlich demonstrieren im September tschechische Staatsbürger, weil alle Wanderwege von tschechischer Seite unter Naturschutz stehen und somit gesperrt sind“, so Franz Reuel. Der Damensteig sei ein Naturdenkmal. Auf ihm wurden die vornehmen Frauen mit einem Pferdewagen auf den Berg transportiert. Früher war auch regelmäßig Tanz am Schwarzen See. Auf einer  Aufnahme von 1881 war ein Pavillon zu sehen. Bis 1904 stand dort  eine Schutzhütte mit Getränkeausgabe, die 1905 ebenfalls abgebrannt ist. Ab 1930 wurde es ein zweistöckiges Haus mit 65 Betten errichtet. Am sagenumwobenen  Gütlplatzl gab es ebenso eine Gastwirtschaft.
Am Arber wurde ungefähr zur gleichen Zeit wie am Osser eine Schutzhütte vom Eisensteiner Waldverein mit Unterkünften für 28 Touristen gebaut. Am Standort der alten Chamer Hütte seien alle Überbleibsel verschwunden.  Dort herrschte reges Leben. Auf der Solhäng wurde Ski gefahren.
„Die Berghütte ist eine kleine soziale Lebenswelt“, drückte es Pater Augustinus – ein  Osserfan durch und durch -  aus. Der Grund für einen Hüttenaufenthalt sei die menschliche Ursehnsucht, ein Teil der Welt zu sein, in der Geselligkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl zu finden sind. „Für die Zukunft ist es unheimlich wichtig, dass dieses Schutzhaus weiter besteht“, schloss Pater Augustinus. (kli)

Letzte Aktualisierung am 9. Januar 2024 Diese Website benutzt Cookies. Mit dem weiteren Navigieren auf diese Homepage akzeptieren Sie unsere rechtlichen Hinweise.     
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